Schichtwechsel. Für Verständnis und Zusammenarbeit:
Ein Tag in den Dambacher Werkstätten und bei den Barmherzigen Brüdern
Die Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) sind ein wichtiger Bestandteil des Systems der beruflichen Teilhabe in Deutschland. Sie bieten Menschen mit Behinderungen die Möglichkeit Teil des Arbeitslebens zu sein, wenn sie aufgrund ihrer Behinderung nicht auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt tätig sein können.
Doch oft bestehen Vorurteile und Klischees über die Arbeit in den Werkstätten. Genau hier setzt der Aktionstag "Schichtwechsel" an.
Am "Schichtwechsel"-Aktionstag haben Mitarbeitende aus Unternehmen die Gelegenheit, einen Tag in den Werkstätten zu verbringen und Einblicke in die vielfältigen Arbeitsprozesse und Produkte zu erhalten. Gleichzeitig erhalten die Beschäftigten der Werkstätten die Möglichkeit, einen Tag in Unternehmen des allgemeinen Arbeitsmarktes zu schnuppern.
Der Aktionstag "Schichtwechsel" wurde von den Berliner Werkstätten und der Landesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen Berlin entwickelt.
Bereits seit vielen Jahren arbeitet die uvex group mit den Dambacher Werkstätten zusammen.
Auch in diesem Jahr war also klar, dass wir am „Schichtwechsel“ teilnehmen und haben Mitarbeiter zu den Werkstätten geschickt und im Umkehrschluss Freiwillige aus den Dambacher Werkstätten und erstmalig auch den Barmherzigen Brüdern in Gremsdorf zu uns eingeladen.

Beide Einrichtungen haben sich zum Ziel gesetzt, die individuelle Leistungs- und Erwerbsfähigkeit der Menschen mit psychischer Erkrankung und Behinderung so weit wie möglich zu entwickeln, zu verbessern oder wiederherzustellen.
Dambacher Werkstätten
Die Dambacher Werkstätten sind eine gemeinnützige Einrichtung mit zwei Standorten an der Fürther Hardhöhe und dem Stammhaus in Fürth-Dambach und einer breiten Palette an Produktions- und Dienstleistungsbereichen.
Sie haben sich der beruflichen Rehabilitation von Menschen mit körperlichen, geistigen und/oder psychischen Behinderungen verschrieben. Die Werkstätten spielen eine wichtige Rolle bei der Ermöglichung der Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am Arbeitsleben. Ihr vorrangiges Ziel ist es, die Leistungs- und Erwerbsfähigkeit dieser Menschen zu erhalten, zu entwickeln, zu verbessern oder wiederherzustellen.
Sie bieten unter dem Träger der Lebenshilfe Fürth e.V. passgenaue Arbeitsangebote, berufliche Bildung und Persönlichkeitsentwicklung. Die Werkstätten kooperieren neben der uvex group mit vielen weiteren Unternehmen der Region (Playmobil, Lyra und Heitec uvm.)
Barmherzige Brüder Gremsdorf
Hier steht das inklusive Wohnen, Leben und Arbeiten für Menschen mit Behinderungen im Mittelpunkt. In Gremsdorf werden verschiedene Arbeits- und Beschäftigungsangebote angeboten. Die Werkstätten ermöglichen den Menschen mit Behinderungen, sinnvolle Tätigkeiten auszuüben und berufliche Bildung zu erhalten. Die Barmherzigen Brüder Gremsdorf betreiben Werkstätten, die Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen vielfältige Arbeitsmöglichkeiten bieten. Diese reichen von der Eigenproduktion, wie beispielsweise in der Näherei, Schreinerei (Kickerproduktion) und Naturwerkstatt bis zur Fremdproduktion, zu der Montage-, Verpackungs-, Kontroll- und Versandarbeiten sowie die Produktion von Paletten gehören. Die Werkstätten haben den klaren Fokus, die individuelle Leistungs- und Erwerbsfähigkeit der Beschäftigten zu entwickeln und zu verbessern. Hierbei durchlaufen die Beschäftigten ein Eingangsverfahren von bis zu drei Monaten, gefolgt von einem zweijährigen Berufsbildungsbereich.
Dambacher Werkstätten: Einblick in den Arbeitsalltag
"Auf die Frage, ob ich beim Schichtwechsel mitmachen will, dachte ich mir, warum eigentlich nicht? Ich konnte im Vorfeld gar nicht abschätzen, wie der Arbeitsalltag vor Ort aussieht. Und ich wurde wirklich überrascht, wie viel zu tun ist!“
Unsere Mitarbeiter Eugen leitet die Wartung und Instandhaltung im Werk in Fürth und hatte die Gelegenheit, die Dambacher Werkstätten zu besuchen. Dort erhielt er beeindruckende Einblicke in den Arbeitsalltag von Menschen mit Behinderungen oder Einschränkungen.
Um 9 Uhr angekommen, gab es erstmal eine Vorstellungsrunde. Kurz danach hieß es dann aber auch schon selbst testen!
Hast du schon einmal probiert Aufgaben, die du mit zwei Händen ganz natürlich erledigst, plötzlich nur mit einer Hand zu machen? Für viele: Alltag!

Eugens Highlight: die lockere Atmosphäre! Traurig aber wahr, häufig haben Menschen ohne Behinderung leider nur wenig oder sogar gar keine Überschneidungen mit Menschen mit Behinderung. Das kann zu Unsicherheiten darüber führen, wie man ein "richtiges" Miteinander schaffen kann. Doch bei unserem Besuch in den Dambacher Werkstätten war davon nichts zu spüren. Dort herrscht eine super offene Atmosphäre. Aber warum auch nicht? Es ist der Alltag und das normale Leben!
Was ich aus dem Projekt mitnehme? Man wird wach gerüttelt! Es ist alles andere als selbstverständlich am „normalen“ Arbeitsmarkt teilnehmen zu können.
Die Leitung der Werkstätten hatte sich viele Simulationen alltäglicher Situationen behinderter Menschen ausgedacht, um Eugen beispielsweise das Leben im Rollstuhl oder mit körperlichen Einschränkungen nachempfinden zu lassen.
Dazu gehörte einarmig Brillen zu montieren, mit einem Boxhandschuh oder einer Hand in der Hosentasche.
Wie der Alltag im Rollstuhl aussieht, wenn plötzlich schon das Öffnen einer Türe oder unterschiedliche Untergründe zum Problem werden, hat uns erschreckt und begeistert zugleich. In Begleitung der 19-jährigen Giarda musste Eugen im Rollstuhl und ohne Hilfe Türen, Getränken holen, sich auf verschiedenen Untergründen fortbewegen und Aufgaben erfüllen.
Dieser Einblick ermöglichte eine völlig neue Perspektive zu sehen und zu verstehen. Nicht nur für die Menschen vor Ort war es ein aufregender Tag und etwas ganz Besonderes auch mal vor der Kamera zu stehen, auch für uns waren die Eindrücke, die herzlichen Gespräche und Situationen bewundernd.
"Für mich war es interessant den Arbeitsalltag vor Ort zu sehen. Zwischendurch wurde es aber auch sehr emotional. Im Alltag vergisst man häufig, dass das Wichtigste doch die Gesundheit ist.“
Wenn es nach Eugen geht, sollte das Projekt unbedingt fortgeführt werden. Einerseits können dadurch vielen anderen Kolleg:innen ähnliche Erfahrungen ermöglicht werden. Andererseits können die Menschen aus den Werkstätten abseits ihrer beruflichen Tätigkeit einen Blick hinter die Kulissen unserer Produktion in Fürth werfen.
Nicht nur für die Menschen vor Ort war es ein aufregender Tag und etwas ganz besonderes auch mal vor der Kamera zu stehen, auch für uns waren die Eindrücke, die herzlichen Gespräche und Situationen bewundernd.

Besuch bei der uvex group: Erlebnisse und Austausch
Während des Besuchs der drei Teilnehmer:innen Jessica und Peter, von den Barmherzigen Brüdern, und Miriam, von den Dambacher Werkstätten, bei uvex in Fürth standen viele aufregende Momente und lehrreiche Erlebnisse auf dem Programm. Unsere Gäste hatten die Gelegenheit, die verschiedenen Produktionsbereiche unseres Unternehmens, darunter die Eyewear-Produktion, das Prüflabor und die Montage kennenzulernen. Hier konnten sie hautnah erleben, wie unsere hochwertigen Schutzbrillen entstehen, geprüft und getestet und schlussendlich montiert werden.

Für mich waren die Maschinen extrem interessant, vor allem wie lange es die Produktion schon gibt.
Ein weiteres Highlight des Tages war der Ausflug zur Montageabteilung in Burgfarrnbach. Hier konnten Mirjam, Gesica und Peter selbst ausprobieren, wie verschiedene Brillenmodelle montiert werden.
Mein Highlight war die Montage. Das war sehr interessant und ist mir im Kopf geblieben. Es sieht leichter aus als es ist!

Dabei bekamen die drei einen umfassenden Einblick in die Arbeitswelt von uvex und konnten unser langjähriges Engagement für die Zusammenarbeit mit Werkstätten für behinderte Menschen hautnah erleben. Es war eine inspirierende Erfahrung für alle Beteiligten und ein wichtiger Schritt in unserer partnerschaftlichen Zusammenarbeit.
Barmherzigen Brüder: Marios Besuch in Gremsdorf
Mario, unser Leiter der Prozesstechnik, besuchte für einen Tag die Barmherzigen Brüder in Gremsdorf. Wie auch bei den Dambacher Werkstätten und bei uns in Fürth gab es am Vormittag erst mal eine Vorstellungsrunde. Während der anschließenden Tour durch die Einrichtung konnte Mario einen Einblick in die verschiedenen Abteilungen gewinnen. Denn vor Ort werden die unterschiedlichsten Arbeiten verrichtet!
Besonders im Kopf geblieben sind Mario die kleinen Anlagen, die extra abgestimmt auf die verschiedenen Fähigkeiten der Mitarbeitenden angefertigt wurden. Denn bei so vielen Menschen gibt es natürlich auch die unterschiedlichsten Behinderungen. Während manche nur im Sitzen arbeiten können, gibt es Menschen, denen die Arbeit mit Händen eher schwerfällt. Mit Hilfe solcher Anlagen kann jede:r Einzelne:r genau das machen, worin seine bzw. ihre individuelle Stärke liegt. Und somit werden vor Ort Arbeitsplätze gesichert, die es in dieser Form auf dem allgemeinen Arbeitsplatz nicht geben würde.
„Ich finde es sehr beeindruckend, welche Arbeit auch die Betreuerinnen und Betreuer in der Einrichtung leisten. Es sind so viele unterschiedliche Charaktere und auf diese individuell einzugehen, ist echt bewundernswert!“
Nach dem Mittagessen ging es für Mario dann aber auch schon ans Eingemachte: Eingeteilt in die Holzabteilung, musste er selbst an die Arbeit! Die Aufgabe: Insektenhäuser befüllen. Und das war gar nicht mal so einfach, denn seine neuen Kolleg:innen waren alle sehr neugierig und hatten so einige Fragen an ihn.
Nach getaner Arbeit gab es ein kurzes Feedback-Gespräch. Auch für Mario war der Tag eine äußerst positive Erfahrung, und er hofft, dass auch in Zukunft seine Kolleginnen und Kollegen bei der uvex group die Gelegenheit haben werden, Ähnliches zu erleben.
Für mich war der gesamte Tag durchweg positiv! Besonders gefallen hat mir aber, dass ich selbst aktiv mitarbeiten durfte.

Wir schätzen die Zusammenarbeit mit den Werkstätten und freuen uns darauf, in Zukunft weiterhin an solchen Initiativen teilzunehmen. Gemeinsam können wir Vorurteile abbauen und die berufliche Teilhabe für Menschen mit Behinderungen fördern.